Menschen

Zwei Bräute für Essen

Sie haben zusammen rund zwei Millionen Fans in den Sozialen Netzwerken. Und die schauen Kennedy und Justina nun bei ihrem Besuch bei der Essener Brautmoden-Messe, der European Bridal Week, über die Schultern. Was zwei Influencerinnen aus Los Angelos an der Ruhrstadt so fasziniert.


Aus Amerika sind Kennedy Bingham (l.) und Justina Sharp nach Essen gekommen, um hier besondere Brautmode zu präsentieren. Dabei schauen den beiden Influencerinnen in den Sozialen Netzwerken fast zwei Millionen Follower über die Schultern. Der Park von Schloss Hugenpoet mit seinen altehrwürdigen Bäumen bietet eine Kulisse zum Träumen.

 

Justina Sharp feiert es förmlich, in Deutschland zu sein. Sie hat deutsche Wurzeln und kommt darum immer wieder gerne ins Land ihrer Vorfahren. Hier mag sie die traditionelle Kultur.

Justinas Augen strahlen, während sie über den Hof von Schloss Hugenpoet schweifen. „Ach, ich liebe Deutschland. Und hier ist es besonders schön.“ Kein schnelles Urteil, kein oberflächlicher Eindruck, schließlich liegen die Wurzeln der quirligen 26-Jährigen hier in Good old Germany. Ein Besuch in Essen ist für sie etwas ganz Besonderes – die Stadt, die schon bei ihrer Gründung mit den Äbtissinnen fest in Frauenhand war. So viel Geschichte und Geschichten gibt es hier zu entdecken, da lohnt sich schon deshalb die Reise zur Brautmoden-Messe, der größten internationalen Fachmesse in Nordeuropa, bei der sich Hersteller aus aller Welt in Essen treffen.

Auch die heute international gefragte Braut-Influencerin hat eine ganz besondere Geschichte, es ist die einer großen Liebe, die in einer Hochzeit mündet und die Brücke zwischen Deutschland und Amerika baut. „Meine Mama stammt aus Mannheim, mein Papa aus Alabama. Papa John kam als Soldat, hat sich in Deutschland verliebt – und er wollte eigentlich auch in Deutschland bleiben,“ lächelt Justina. Doch Mama Heike will lieber nach Kalifornien, wo auch ihr eigener Vater lebt, und dort den American Way of Life kennenlernen, wenigstens für ein paar Jahre. So zieht das junge Ehepaar um – und aus den „paar Jahren“ erwächst schließlich doch ein festes Zuhause in den USA. Hier wird Justina geboren und ihr Bruder Benjamin. Die Kinder bekommen in der amerikanischen Heimat neben Englisch auch Deutsch als buchstäbliche Mutter-Sprache („ich war in einer deutschen Spielgruppe“) mit auf ihren Weg.

Und der führt Justina ganz früh auf ihren heutigen Erfolgstrip. „Schon mit 13 habe ich als Fashion-Bloggerin angefangen“, erinnert sie sich mit dem ihr so eigenen Strahlen. Seit fünf Jahren nun verdient sie ihr Geld als Vollzeit-Influencerin, seit drei Jahren ist sie auf Brautmode und alles rund um das Thema Hochzeit und Heiraten spezialisiert. So kommt sie schon 2023 zum ersten Mal zu der Internationalen Messe nach Essen und merkt: Es lohnt sich einfach, diese Stadt näher kennenzulernen. Also bringt sie in diesem Jahr mehr Zeit mit – und mit Kennedy auch gleich noch eine Kollegin und Partnerin, die wie sie ihre große Anhängerschaft in den Sozialen Medien mit dem Thema Brautmode einsammelt. Genau diese Branche führt die beiden jungen Frauen auch zusammen – passend zum Metier bei Instagram. Das ist einer der Kanäle, der zusammen mit YouTube und auch TikTok die Millionen-Reichweite herstellt. Und wie wohl die beiden die virtuelle Welt virtuos beherrschen, pflegen sie auch gerne den persönlichen Kontakt. Sie wohnen nahe beieinander und freuen sich nun auch über den gemeinsamen Trip nach Europa, nach Essen. „Oh, I love Essen“, schwärmt Kennedy und kann genau erklären, was sie an der Ruhrmetropole so begeistert: „Es ist eine so tolle Verbindung von der Natur und einer großen Stadt. Die Natur ist so greifbar, man kann sie überall sehen und immer die Vögel hören“, schwärmt die 29-Jährige, während ihr Blick über die großen alten Bäume im Park von Schloss Hugenpoet wandert. Es ist Kennedys erster Besuch in Deutschland überhaupt, und Essen macht das Land und seine Kultur für die Amerikanerin nicht nur virtuell sondern ganz direkt erlebbar: im alten Wasserschloss, aber auch in Mintrops Stadthotel auf der geschichtsträchtigen Margarethenhöhe, im Museum Folkwang oder im Collosseum-Theater. Natürlich dann, wenn neben der Bridal Week die Zeit bleibt, denn das, was so einfach nach schönen Bildern in Brautkleidern aussieht, ist ein echter Beruf, der den jungen Frauen höchste Disziplin und Professionalität abverlangt. Genau darum haben sich Justina und Kennedy auch für die Unterstützung durch eine Managerin entschieden: Ashley Powell kennt das Geschäft, sie repräsentiert bei der Agentur Frost Braut- und Hochzeit-Influencer weltweit. Und auch in Essen darf Ashley natürlich nicht fehlen, um den dichten Zeitplan zwischen Messe Essen, Sterneküche in Kettner’s Kamota und einer typisch deutschen Currywurst reibungslos zu organisieren.

 

Justina, die gebürtige Amerikanerin, ist seit drei Jahren hauptberufliche Influencerin für Brautmode

 

Bei deutschem Essen ist natürlich Justina ganz weit vorne – regelmäßige Besuche bei der geliebten Großmutter in Mannheim seit ihren frühesten Kindertagen machen es möglich. Ihr Lieblingsessen? „Käsespätzle“, lacht Justina. Die haben es ihr so sehr angetan, dass Ehemann Gordon ihr nun zum Geburtstag eine Spätzle-Presse geschenkt hat. Die Verbindung mit Gordon („er heißt als Amerikaner ‚Schauberger‘, sehr viel deutscher als ich“) legt für Justina den Grundstein für ihren Weg zur erfolgreichen Hochzeit-Influencerin. Zur Verlobung startet sie den Blog „A Bent Piece of Wire“, was übersetzt nichts anderes heißt als „Ein gebogenes Stück Draht“. Danach wechselt sie in die Braut- und Hochzeitsbranche und versorgt angehen-de Bräute neben tollen Fotos mit vielen Infos und Tipps rund um die Gestaltung der eigenen Hochzeit und hat damit schon über 300.000 Follower gewonnen. Förmlich alle Grenzen mit einer Millionen-Gefolgschaft sprengt die Fan-Gemeinde von Kennedy, obwohl sie erst seit vier Jahren in den Sozialen Netzwerken aktiv ist. „Eigentlich bin ich Stylistin, vor allem für Bräute. Doch dann kam Corona und da habe ich eben angefangen, daraus Videos zu machen für TikTok, so begann das Business“, erzählt sie bescheiden. Ihrer Marke „Gown Eyed Girl“ folgen allein auf TikTok inzwischen eine Millionen Menschen, dazu kommen die Anhänger auf YouTube und Instagram. Auch das Publikum von InStyle, Elle, Brides oder Yahoo Style durfte schon die Bekanntschaft mit der 29-Jährigen machen. „Kennedy hat die bisher höchste Anzahl authentischer Follower in der Brautmode“, beschreibt Ashley Powell, die es als weltweit tätige Managerin wissen muss, den großen Erfolg.

Dafür ist Kennedy viel auf Reisen, ebenso wie Justina. Ihr Business kennt keine Grenzen. Von dem Besuch in Deutschland, in Essen, nehmen sie viele Erinnerungen mit. An die Stadt, das Schloss, die Kultur, die Menschen – und an deutsches Essen. Dafür sorgt schon Justina mit ganz vielen Tipps. So ist bei Ashley nun Milchreis die deutsche Lieblingsspeise und Kennedy findet Schnitzel einfach „klasse“. Und für Justina hat die Tour nach Essen zur Bridal Week einen krönenden Abschluss. Sie fährt nach Mannheim, zu Oma Isoldes Geburtstag. „Sie ist Grand Dame und immer noch genau so, wie seit meinen Kindheitstagen“, sagt die 26-Jährige und ihre Augen strahlen dabei noch mehr als zuvor. Klar, dass sie zurückkommen wird. Nach Deutschland, und auch nach Essen. Gemeinsam mit Ashley und Kennedy zur nächsten European Bridal Week.

 

Kennedy Bingham ist von Hause aus Stylistin für Bräute. In der Coronazeit präsentierte sie ihre Kunst im Netz. Heute folgen der 29-Jährigen aus Los Angelos 1,6 Millionen Fans, wenn sie mittlerweile auch edle Brautmode präsentiert.
Artikel von www.top-magazin.de/ruhr